Der Plaine-Morte-Gletscher schmilzt so stark, dass dessen Oberfläche jährlich um rund drei Meter sinkt. Und das hat Konsequenzen – zum Beispiel für das Dorf Lenk. Ein eindrückliches Projekt, mitten im Eis.

Seit die Oberfläche des Plaine-Morte-Gletschers, zwischen den Kantonen Bern und Wallis, unter das Niveau der südöstlichen Wasserscheide abgeschmolzen ist, kann oberflächliches Schmelzwasser nicht mehr in Richtung Wallis abfliessen. So ist im Verlauf der letzten Jahrzehnte der Gletschersee «Faverges» entstanden. Dessen Volumen hat sich zwischen 2011 und 2016 verdoppelt und schliesslich ein Volumen von 2 Mio. m3 erreicht.
 

Anfangs entleerte sich der Faverges-See jährlich jeweils über einen Zeitraum von mehreren Tagen in Richtung Lenk. Am 27. Juli 2018 aber hat er sich schlagartig – innerhalb von 24 Stunden – entleert. Entlang der Simme bis hinunter ins Dorf sind dabei Schäden von ca. 2,5 Mio. Franken entstanden. Um dieses Szenario künftig zu verhindern, musste am Gletscher eine Schutzmassnahme gefunden werden. Und das schnell: Die von GEOTEST entwickelte Lösung sollte noch vor der nächsten Schneeschmelze umgesetzt werden.
 

Im Frühling 2019 wurde schliesslich innerhalb von nur 2,5 Monaten und unter ausserordentlich anspruchsvollen Hochgebirgs-Bedingungen ein künstlicher Eiskanal erstellt. In dieser Form handelte es sich dabei um absolute Pionierarbeit. Der Kanal reduziert das Volumen des Faverges-Sees  auf 1 Mio. m3 und verhindert so Überflutungen an der Lenk.
 

Klicken Sie auf das Bild, um in einem virtuellen Rundgang auf dem Plaine-Morte-Gletscher mehr über das Projekt zu erfahren:
Geotest AG
Das Projekt stand unter der Oberbauleitung der GEOTEST AG. Weiter war GEOTEST für folgende Arbeiten zuständig:
 
  •  Analyse der Gletschersee-Entleerungen 2013 - 2019

  •  Laufende Datenanalyse der Gletschersee-Entwicklung

  •  Gefahrenmanagement während der Gletschersee-Entleerungen

  •  Definition des maximal tolerierbaren Seevolumens

  •  Evaluation der Schutzmassnahmen auf dem Gletscher

  •  Sicherheitskonzept der Hochgebirgs-Baustelle

  •  Beurteilung der Sturzgefahren zum Schutz der Baustelle (Steinschlagmodellierung)

  •  Beurteilung der Lawinengefahr zum Schutz der Baustelle (Lawinenmodellierung)

  •  Radarmessungen auf dem Gletscher zur Detektion von Hohlräumen, um die Bagger vor Einsturzgefahr zu schützen


Auftraggeberin war die Schwellenkorporation Lenk. Die Bauleitung oblag der Theiler Ingenieure AG.

Referenzen

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