Gletschersee Plaine Morte - Entwässerung durch Eiskanal funktioniert
Nach dem grossen Schadenereignis im Juli 2018 wurde der Bau eines künstlichen Entwässerungskanals im Eis beschlossen und erfolgreich realisiert. Seit Mitte Juli 2019 fliesst der Gletschersee über den tiefen Eiskanal ab.
Der Gletscherrandsee ist durch das Abschmelzen der Gletscheroberfläche der Plaine Morte unter das Niveau der Wasserscheide am südöstlichen Rand des Gletschers entstanden. Dadurch konnte das Schmelzwasser im Sommerhalbjahr nicht mehr oberflächlich in Richtung Wallis abfliessen. Der dadurch entstandene Gletschersee wurde von Jahr zu Jahr grösser. Seit 2011 entleerte sich der See jeden Sommer subglazial in Richtung Lenk. 2018 erreichte der Abfluss während der Seeentleerung das Ausmass eines 300-jährlichen Hochwassers und führte zu schadenreichen Überflutungen.
Bis Mitte dieses Jahrhunderts musste von einer weiteren Zunahme des Seevolumens und damit der schadenreichen Abflüsse ausgegangen werden. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken wurde entschieden, ein Entwässerungskanal zwischen Gletschersee und der 1300 m westlich liegender Gletschermühle „Moulin West“ zu erstellen. Dadurch wird verhindert, dass ein maximal tolerierbares Seevolumen nicht überschritten wird. Die sofortige technische Realisierbarkeit, die nachhaltige Wirkung und die verhältnismässig tiefen Kosten waren die Vorteile dieser Massnahmenvariante. Der Eiskanal wurde im Frühjahr 2019 in einer zweimonatigen Bauarbeit erstellt. Die ausserordentlichen Bauarbeiten in dieser herausfordernden Gletscherumgebung konnten trotz der grossen witterungsbedingten und bautechnischen Hürden innerhalb des Terminplans abgeschlossen werden. GEOTEST hat bei der Evaluation der Massnahmenvarianten mitgewirkt und für die anspruchsvolle Hochgebirgsbaustelle das Sicherheitskonzept erarbeitet.
Mitte Juli 2019 hat der Pegel des Gletschersees die Überlaufkante zum Kanal erreicht. Seither fliesst das Schmelzwasser wie geplant kontinuierlich über den Eiskanal nach Westen ab. Vom Eiskanal aus kann das Schmelzwasser sukzessive subglazial über Gletschermühlen oder auch oberflächlich nach Norden in Richtung Lenk abfliessen. Durch die starke Reduktion des Seevolumens reduziert sich die Wahrscheinlichkeit einer schadenreichen Seeentleerung zusehends.
Das künstlich abgeleitete Seewasser führt aktuell erwartungsgemäss zu einem starken Abschmelzen und Eintiefen des erstellten Eiskanals. Aufgrund dieser neuen topographischen Situation ist der Gletscher im Bereich des Abflusskanals nicht mehr passierbar.