Neubau oder Sanierung? Zustandsuntersuchungen am Reservoir Pleer
Neu bauen oder sanieren? Diese Frage stellte sich die Localnet AG, Betreiberin des Wasserreservoirs Pleer in Burgdorf. Damit sie die beiden Varianten richtig abwägen konnte, hat GEOTEST in einem ersten Schritt eingehend den Aufbau, das Tragwerk und den Zustand der zwei Behälter des Wasserreservoirs untersucht.
Um den gesamthaften Zustand der beiden Behälter des Reservoirs beurteilen zu können, wurden an relevanten Stellen gezielt umfangreiche Materialbeprobungen ausgeführt. Die grösste Herausforderung dabei war, dass die über 100 Jahre alten Behälter bei den Eingriffen ins Bauwerk so unversehrt wie möglich blieben. Mittels zerstörungsfreier, respektive zerstörungsarmer Prüfverfahren konnten schliesslich aussagekräftige Informationen sowohl über deren Aufbau (Materialisierung und Geometrie) als auch über deren Zustand gewonnen werden.
Aber nicht nur Aufbau und Zustand, sondern auch die Statik musste erstmal ermittelt werden, da für das Reservoir keine Bauunterlagen vorhanden waren. Zudem war bis dato keine Bestandsaufnahme in diesem Masse durchgeführt worden. Für die statische Tragwerksprüfung galt es also, neben den Zustandsuntersuchungen ebenso statisch wichtige Parameter wie Bauteilstärken, Bewehrungssystem, etc. herauszufinden.
Unter Berücksichtigung einer betrieblichen Instandsetzung konnten wir in Zusammenarbeit mit Mantegani & Wysseier AG zum Schluss mit allen gewonnenen Erkenntnissen ein auf die beiden Behälter des Reservoirs angepasstes Massnahmenkonzept erarbeiten, das die Anforderungen des heutigen Standards erfüllt und die Lebensdauer um mindestens 50 Jahre verlängert.
Ob eine Sanierung tatsächlich umgesetzt wird, ist trotzdem noch unklar. Es stellte sich nämlich heraus, dass der Aufwand für eine vollumfängliche Sanierung ca. 75% der Kosten eines Neubaus in Anspruch nehmen würde. Ein Neubau hingegen könnte eine Nutzung für die nächsten 80 bis 100 Jahre garantieren.
Unsere zerstörungsfreien Untersuchungsmethoden
Georadar
Eigentlich zur Erkundung der oberen Erdschichten gedacht, wird dieses Prüfverfahren sehr erfolgreich auch in der Zustandsuntersuchung von Bauwerken eingesetzt. Mit den vom Messgerät ausgesendeten und wieder empfangenen, elektromagnetischen Wellen lassen sich Tiefenschnitte durch das Bauteil, sogenannte Radargramme, darstellen. Die elektromagnetischen Wellen reflektieren, wenn sie auf die Bewehrung oder auf die Rückwand des untersuchten Bauteils treffen. Dem Radargramm lassen sich schliesslich wichtige Parameter wie die Bewehrungsüberdeckung oder die Bauteildicke entnehmen.
Ferroscan
Das Ferroscan ist ein magnetisches Induktionsverfahren. Es funktioniert ähnlich wie das Georadar, ist aber in seiner Funktionsweise auf die Detektion von Bewehrungseisen begrenzt. So lassen sich wichtige Kenngrössen zur vorhandenen Bewehrung (Bewehrungsteilung, Betonüberdeckung, und ggf. sogar Durchmesserabschätzung) herleiten.
Betonprüfhammer
Je nach Betondruckfestigkeit prallt der Prüfhammer unterschiedlich von der untersuchten Betonoberfläche ab. Aus dem Rückprall kann schliesslich die Druckfestigkeit des Betons (an gemessener Stelle) abgeschätzt werden. Im Vergleich zu einer normkonformen Druckfestigkeitsprüfung im Labor ermöglicht diese Methode einen schnellen Überblick über den Bauteilzustand und hat gegenüber der Bohrkernentnahme den Vorteil, dass auch statisch wichtige oder schwer zugängliche Stellen untersucht werden können.