Im Sommer 2018 sind am «Spitze Stei» oberhalb des Oeschinensees bei Kandersteg Felsbewegungen von rund 20 Mio. Kubikmetern beobachtet worden. Seither wird das Gebiet zum Schutze der Bevölkerung überwacht. GEOTEST ist für das Gefahrenmanagement zuständig.

Tastbohrungen am «Spitze Stei»

Als Grundlage für das Gefahrenmanagement am «Spitze Stei» hat GEOTEST das geologische Prozessmodell erarbeitet sowie Prozessräume und zu erwartende Intensitäten für verschiedene Abbruchszenarien modelliert. Im Rahmen der geologischen Untersuchungen wurden im Winter 2020 vier Tastbohrungen im Rutschgebiet abgeteuft. GEOTEST koordinierte das Projekt und verantwortete die Aufnahme und Instrumentierung der Bohrungen.

Spitze Stei

Die zwischen 2’400 und 2’900 m ü. M. gelegenen Bohrungen fanden zwischen Februar und März 2020 statt, um das jährliche Zeitfenster mit den kleinsten Bewegungsraten zu nutzen und damit die Erfolgschancen der Bohrungen und die Sicherheit der Feldmannschaft zu erhöhen. Neben der ohnehin herausfordernden Logistik einer Hochgebirgsbaustelle erforderten die Winterarbeiten zusätzliche Sicherheitsmassnahmen, beispielsweise im Hinblick auf die Lawinengefahr. Sämtliche Sicherheitsvorkehrungen wurden von GEOTEST geplant und koordiniert.
 

Die 30 bis 40 m tiefen Bohrlöcher wurden mit Kameras befahren und mit Inklinometerrohren, Temperaturmessketten und Wasserdrucksensoren bestückt. An den verschiedenen Bohrstandorten zeigten sich grosse Unterschiede in Bezug auf Gesteinsbeschaffenheit, Klüftung, Eisgehalt und Bodentemperaturen. Mit Hilfe der Untersuchungen konnten Schichtgrenzen, mögliche Rutschflächen sowie unterschiedliche Permafrostausprägungen identifiziert werden. Die Resultate ermöglichten eine Präzisierung des bestehenden Prozessmodelles und somit eine Verbesserung der Entscheidungsgrundlage für das Gefahrenmanagement.

Spitze Stei
Spitze Stei
Auftraggeber der Untersuchungen sind die Einwohnergemeinde Kandersteg und das Amt für Wald und Naturgefahren, Abteilung Naturgefahren, des Kantons Bern.