Hans Zeindler – mutiger Gründer und umsichtiger Patron. Ein Nachruf.
Am 13. August 1928 wurde Hans Zeindler in Zürich geboren, wo er auch die ersten sieben Jahre lebte. Sein Vater war gelernter Hochbauzeichner, wurde später Bauführer und arbeitete für die Nordost-schweizerische Kraftwerke (NOK, heutige Axpo) auf zahlreichen Kraftwerksbaustellen. Aus diesem Grund wechselte die Familie Zeindler ungefähr alle sechs Jahre ihren Wohnort. Die Mutter von Hans Zeindler war das eigentliche Zentrum der Familie, zu welcher nebst Hans noch zwei Schwestern gehörten. Die Kinder erlebten eine geborgene und glückliche Kindheit – trotz der bewegten und herausfordernden geopolitischen Lage.
Hans ging zuerst in Zürich, später in Pfäffikon SZ und schliesslich in Wädenswil in die Primarschule, wo die Familie Zeindler wegen des Neubaus des Kraftwerkes Shilsee wohnte. Später arbeitete der Vater mit beim Bau des Kraftwerks Rupperswil-Auenstein, so dass Hans die Bezirksschule und im Anschluss die Kantonsschule in Aarau besuchte. Die Matura im Sack, entschied sich Zeindler 1947 für ein Studium als Bauingenieur an der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, an welcher er 1952 sein Diplom erwarb.
Die erste Anstellung nach dem Studienabschluss führte Zeindler zur Hochgebirgsbaustelle auf der Göscheneralp. Dort arbeitete er von 1953 bis 1959 in den Bereichen Bauleitung und Materialprüfung beim Bau des Staudamms mit. In diese Zeit fällt auch die Hochzeit mit seiner Frau Susanne im Jahr 1957. Im Anschluss an die Zeit in der Innerschweiz arbeitete er von 1959 bis 1962 beim Kantonalen Tiefbauamt Bern als Ingenieur für den Autobahnbau. Hans hatte dabei die Bauleitung für die Grauholzstrasse inne. Die Familie Zeindler wohnte nun in Münsingen und konnte 1962 ihr eigenes Haus erwerben. In diesem Haus lebte Hans zusammen mit seiner Frau bis zu seinem Tod im Juni 2022.
Im Jahr 1962 schliesslich gründeten die eingangs erwähnten Gründerväter Zeindler, Stump und Süsstrunk gemeinsam ein neues Beratungsbüro. Am 1. Juli 1962 war die Geburtsstunde der GEOTEST AG (zum Beitrag "Die Gründung der GEOTEST AG"). Dieses Büro vereinte in der Schweiz erstmals gleichwertig die drei Fachgebiete Geologie, Geotechnik und Geophysik unter einem Dach. Das junge Unternehmen erkannte rasch das Potential des startenden Autobahnbaus und des Staudammbaus in der Schweiz, zudem arbeitete die wachsende Firma auch im Vorderen Orient, in Nordafrika und Südamerika, vorwiegend im Kraftwerksbau. Auch nach dem Austritt der beiden Partner führte und entwickelte Hans Zeindler die GEOTEST sehr erfolgreich weiter. Dabei stand ihm seine Frau Susanne als Buchhalterin und gute Seele in der Firma stets zur Seite. Hans sah immer das Potential von seinen Mitarbeitenden und von neuen Ideen. So wurde er ein Förderer von jungen talentierten Berufsleuten. Und er war zudem ein grosser Förderer von Innovation in der GEOTEST, beispielsweise in der Messtechnik, der Geophysik oder in den Modellierungen von Naturprozessen. Hans verstand es, die fachliche Kompetenz seiner Firma durch die Ausbildung und Integration von weiteren talentierten Mitarbeitenden aus den drei Sparten zu vermehren.
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für das gute Gedeihen der Firma war aber sicher die gelebte menschliche Kultur. Das zeigte sich auch darin, dass viele Mitarbeitende der GEOTEST über Jahrzehnte und bis zu ihrer Pensionierung treu blieben. Diese Verbundenheit mit der Unternehmung, das familiäre Umfeld, die gelebte Fairness und die gegenseitige Wertschätzung waren ein sehr fruchtbarer Nährboden für die sich rasch entwickelnde Firma. Das wirtschaftliche Wagnis von Hans Zeindler, gestartet 1962 zusammen mit zwei Partnern, entwickelte sich bis zu seiner Pensionierung 1993 zu einer GEOTEST mit über 40 Mitarbeitenden. Die Unternehmung war ausgestattet mit einem sehr soliden Fundament und vorbereitet für die weitere Entwicklung – fortan auch ohne deren Gründer. Hans hatte es gut verstanden seine GEOTEST zur GEOTEST der Mitarbeitenden zu machen, indem er die Beteiligung vieler Angestellter an der Unternehmung ermöglichte.
Hans Zeindler war auch nach seiner Pensionierung immer interessiert an der Entwicklung seines Lebenswerkes. Er hat die GEOTEST ins Leben gerufen, sie laufen gelernt, sie später in die Selbständigkeit entlassen und sie nach seiner Pensionierung immer mit einem wachen und interessierten Blick begleitet.